Abendmahl
In der Nacht vor seiner Gefangennahme ist Jesus in Jerusalem zusammen mit seinen Jüngern. Jesus weiß: Es ist das letzte Mal. Er muß bald sterben. Auf dem Tisch sind Brot und Wein. Jesus nimmt das Brot, dankt Gott, bricht es und gibt es seinen Jüngern. Jesus sagt: "Nehmt und eßt, das ist mein Leib. Ich sterbe für Euch. Denkt an mich und feiert das Abendmahl." Dann nimmt Jesus den Becher mit Wein, dankt Gott und gibt ihn seinen Jüngern. Jesus sagt: "Nehmt und trinkt, das ist mein Blut. Ich sterbe für euch. Eure Schuld ist euch vergeben. Denkt an mich und feiert das Abendmahl."
Mit diesen Worten hat Jesus das "Sakrament des Heiligen Abendmahles" (Zeichen/Handlung Gottes) eingesetzt. Schon der Apostel Paulus hat an die Christen in Korinth diese "Einsetzungsworte" von Jesus (1. Brief an die Korinther 11,23-26) geschrieben, die er von den Jüngern erfahren hat. Diese wichtigen Worte haben auch die Evangelien überliefert (z.B. Lukas 22,19-20). Die ersten Christen haben jeden Tag das Abendmahl gefeiert – nicht in einer Kirche, sondern in ihren Häusern, mal hier, mal dort (Apostelgeschichte 2,46-47), aber immer als Gemeinschaft am Tisch ihres Herrn. Im Abendmahl schenkt sich Jesus Christus selbst. Es verbindet die Gemeinde früher mit heute und gibt einen Vorgeschmack auf das Reich Gottes (Markus 14,25).
Unterschiedliche Formen, aber eine Basis
Es gibt viele unterschiedliche Kirchen-Gemeinschaften, und es gibt unterschiedliche Formen des Abendmahles. Aber die Worte zum Abendmahl ("Einsetzungsworte") sind überall gleich. Sie sind die Basis für alle Kirchen. Sie werden in allen Kirchen bei der Feier des heiligen Abendmahles gesprochen.
In den orthodoxen Kirchen des Ostens wird in jedem Gottesdienst das "Mysterium" (Abendmahl als Geheimnis) gefeiert. Die Gottesdienstbesucher können das gesegnete Brot mit nach Hause nehmen. Wein wird ihnen nicht gegeben. Nur der Priester trinkt aus dem Kelch. Auch in den katholischen Kirchen wird in jedem Gottesdienst die "Eucharistie" (Abendmahl als Dank) gefeiert. Die Gemeinde empfängt am Altar das Brot, der Priester nimmt Brot und Wein. Nach der Eucharistie fordert der Priester die Gemeinde auf, sich einander ein Zeichen des Friedens zu geben. Dann gibt man seinem Nachbarn die Hand als Zeichen der Verbundenheit. In den evangelischen Kirchen wird das Abendmahl nicht in jedem Gottesdienst gefeiert, sondern an besonderen Festtagen oder auch einmal im Monat. Die Abendmahlsgäste empfangen Brot UND Wein am Altar.
Der Pfarrer/die Pfarrerin gibt das Brot in den Mund oder in die Hand mit den Worten: "Der Leib von Jesus für dich gegeben". Dazu wird der Kelch (Becher) gereicht mit den Worten "Das Blut Christi für dich vergossen". Eine andere Form der Austeilung: jede gibt das Brot und den Wein der/dem Nächsten mit den Worten: "Brot des Lebens für dich" und "Kelch des Heiles für dich".
Wer darf am Abendmahl teilnehmen?
Viele Menschen denken: Ich darf nicht am Abendmahl teilnehmen. Ich bin nicht gut genug vor Gott, ich bin ein Sünder. Jeder darf kommen! Jeder, der die Gemeinschaft mit Jesus sucht. Warum? In der Bibel lesen wir:
Jesus besucht besonders die Ausgegrenzten und Sünder. Diese waren von den frommen Gesetzeslehrern verachtet. Zwei Beispiele: Jesus geht auf der Straße. Er sieht den Zöllner Levi und sagt zu ihm: "Komm mit mir, folge mir nach." Levi steht auf und folgt Jesus. Sie gehen in das Haus des Levi. Dort sind viele Zöllner und Sünder versammelt. Jesus ißt und trinkt mit ihnen allen. Das sehen die frommen Gesetzeslehrer. Sie ärgern sich und sagen: "Das darf nicht sein!" Jesus antwortet: "Gesunde Menschen brauchen keinen Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen." (Markus 2,13-17).
Eine andere Geschichte: Jesus kommt in die Stadt Jericho. Dort lebt der Zöllner Zachäus. Er ist ein Betrüger, ein Sünder. Die Menschen hassen ihn. Jesus sieht ihn und sagt: "Heute will ich zu Dir kommen." Alle Menschen sind böse auf Jesus und sagen: "Er ist bei einem Sünder!" (Lukas 19,1-10) Und schließlich: sogar der Verräter Judas war beim Abendmahl (Matthäus 26,20-30) dabei.