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erste gehörlose Beauftragte für Gehörlosenseelsorge

© epd-bild/Klaus Landry // Josephine Lew (ehem. Hoffmann) ist die erste gehörlose Beauftragte für die Gehörlosenseelsorge der pfälzischen Landeskirche. Sie setzt sich etwa für barrierefreie Gottesdienstformen ein.

Sie hat ihr Theologiestudium mit dem Bachelor abgeschlossen und geht jetzt den Weg zur Ordination. Als Seelsorgerin will sie die Gehörlosen in der pfälzischen Landeskirche besser vernetzen: die hörende und die nicht-hörende Welt verbinden, Schnittstelle sein für einen Austausch zwischen zwei Gruppen, die im besten Fall aneinander vorbeileben, auch kirchlich. Für Josephine Lew - seit April 2021 in der pfälzischen Landeskirche für die Gehörlosenseelsorge zuständig - ist das ein zentrales Anliegen. Die Stolpersteine und Missverständnisse auf diesem Weg kennt die 36-jährige Gemeindediakonin gut. Schließlich ist sie selbst seit Geburt taub.

Lew wächst in einer hörenden christlichen Familie in Dresden auf, ihre Eltern suchen über die Kirchengemeinde den Kontakt zu anderen tauben Menschen. Der Pfarrer engagiert sich für gehörlose Christen und verwendet lautsprachbegleitende Gebärden.

Doch ganz zufrieden ist Lew damit nicht. Vieles Gesagte in solchen Gottesdiensten gehe verloren, sagt sie: "Ich wollte die christlichen Inhalte auch mit Sinn in meiner Muttersprache, der Gebärdensprache, weitergeben." In Berlin, wo sie ihr Abitur ablegt, lernt sie endlich eine Gehörlosengemeinde kennen, die sich gebärdensprachlich austauscht. "Eine starke Gemeinschaft", sagt Lew.

Der Wunsch, Theologie zu studieren, wird durch ein Freiwilliges Soziales Jahr im Hermann-Gocht-Haus Zwickau, einem Wohnheim für gehörlose und mehrfach behinderte Menschen, bestärkt. Doch einen Platz zu finden, ist schwer. "Ich war zu diesem Zeitpunkt die einzige Gehörlose mit diesem Studienwunsch", erzählt Lew.

Vielleicht auch deshalb dauert es drei Jahre, bis sie das Studium beginnen kann, bis der Bewilligungsbescheid für das Dolmetschen endlich bei ihr eintrifft. Inzwischen hat Lew die Wartezeit für eine schulische Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin genutzt.

Das Theologiestudium in Leipzig erweist sich als Herausforderung. "In Geisteswissenschaften wird viel diskutiert, das war manchmal schwer", sagt Lew, die Lippen lesen kann. Dazu kommt das mühselige Beantragen von Dolmetschern. Letztlich entscheidet sie sich jedoch gegen die akademische Richtung und beendet nach zehn Jahren ihr Studium mit einem Bachelor.

Sie lernt ihren späteren Mann kennen und zieht nach Mannheim, findet nach der Geburt ihres Kindes in der Ausschreibung der Gehörlosenseelsorgestelle einen neuen Anknüpfungspunkt. Noch hat sie nicht ihr ganzes Gebiet erschlossen, merkt aber, dass die Gehörlosen in der Pfalz wenig vernetzt sind.

Corona hat Vieles zusätzlich zum Erliegen gebracht. Doch sie erlebt, wie sie helfen kann, beim Trauergespräch mit Gehörlosen oder der seelsorgerlichen Begleitung einer Taubblinden. Lew schwebt eine eigene Gehörlosengemeinde vor, wie es sie in Bayern gibt. "Dafür braucht es natürlich ein großes Team."

Doch die Welt der Nicht-Hörenden müsse keinesfalls eine Welt für sich bleiben. Die Lautsprache in Gottesdiensten spreche Taube nicht an. Lieder mit Bewegungen, Theater oder Pantomime könnten Gottesdienste wiederum bereichern, sagt Lew, die früher in einem Gebärdenchor "gesungen" hat. Entscheidend sei, an den Kern der frohen Botschaft von Jesus zu kommen.

Die Gemeindediakonin hat die Idee, die "Herrnhuter Losungen" in Gebärdensprache zu übertragen und ins Internet zu stellen. Die Arbeit an einem Gebärdensprach-Lexikon für religiöse Begriffe ist auch angedacht.

Quelle: evangelisch.de



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